Um den Jakobsweg zu gehen, muss man nicht nach Spanien reisen. Diese rund 16 Kilometer lange Wanderung führt entlang des berühmten Pilgerpfads von Werneuchen nach Strausberg. Zwischen den beiden Städten bieten weite Felder und stille Wälder viel Raum für Besinnung.

Vom Bahnhof Werneuchen, dem Endhalt der RB25, gehen wir geradezu in die Altstadt, vorbei an traditionellen Ackerbürgerhäuschen. Bald wird die Stadtpfarrkirche St. Michael sichtbar, um die sich ein Reigen alter Bäume versammelt hat. Die Route führt ein Stück an der B158 und der Wesendahler Straße entlang zur Stadtgrenze. Dort erwartet uns eine stille Landschaft von Äckern und Wiesen. Über dem Feldweg schließen sich wie ein Dach über uns die Kronen der Bäume. Im Frühling erklingen hier die Stimmen vieler Vögel, die wir in der Stadt vergeblich suchen. Zu dieser Jahreszeit ist auch die Baumblüte auf den Plantagen des Obstgutes Franz Müller zu bewundern. Je nach Saison können hier Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen selbst gepflückt oder im Hofladen gekauft werden.

Auf der Wesendahler Dorfstraße geht es weiter zum Anger, der von einer uralten Feldsteinkirche gekrönt wird. Wir biegen in die Mühlenstraße ein und erblicken eine Herde der seltenen und robusten Camargue-Pferde. Die Tiere gehören zu einem Hof, der neben Reitunterricht auch Therapien und Workshops anbietet.

Schließlich erreichen wir die Wesendahler Mühle, die ein wunderbarer Drehort für einen Märchenfilm sein könnte. Früher war das historische Gebäude ein Ausflugslokal, steht jedoch schon seit Langem leer. In der Umgebung der Mühle schlängelt sich ein kleiner Bach durch ein Labyrinth von Bäumen, bis er letztlich den Fängersee erreicht. Wer einen Abstecher dorthin machen will, hat Wanderwege an beiden Ufern des Sees zur Auswahl. Wir laufen nun durch ein längeres Waldstück. An dessen Ende liegt die Schillerhöhe, eine Wohnsiedlung.

Bald lässt sich der nahe Straussee erahnen, dessen Wellen zwischen den Bäumen und Häusern hindurch schimmern. Die Badstraße, ein idyllischer Uferweg, bietet schöne Aussichtspunkte sowie manche Badestelle und bringt uns schließlich in die Strausberger Altstadt. Ein kleiner Umweg führt am Marktplatz mit Altem Stadthaus vorbei zum ältesten Teil Strausbergs, dem Fischerkietz. Die ersten Siedler waren jedoch keine Fischer, sondern Arbeiter, die um 1225 für den Bau einer Burg am Seeufer angeheuert wurden. Die Zeit hat ihre Spuren allerdings verweht.

Die Heimreise treten wir mit der S-Bahn an. Bis zum Halt der S5 in Strausberg Stadt ist es etwa ein Kilometer oder wir fahren mit der Tram 89 vom Lustgarten zum Bahnhof Strausberg und steigen dort in die S-Bahn (S5).