UNTERWEGS ZWISCHEN BLUMBERG UND WERNEUCHEN

Was haben der Berliner Tiergarten, Teile des Parks Sanssouci und der Kurpark von Bad Freienwalde gemeinsam? Sie und andere Parks in der Mark Brandenburg entstanden nach Plänen von Peter Joseph Lenné. So auch der Gutspark von Blumberg.

Durch Blumberg führt die vielbefahrene B158 von Berlin nach Bad Freienwalde. Es empfiehlt sich daher, sie vom Haltepunkt der  RB25 aus auf der Bahnhofstraße zu überqueren. Erst auf der Berliner Straße geht es nach links zum Dorfkern mit der aus Feldsteinen errichteten Dorfkirche. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und bildet zusammen mit dem Dorfteich und den alten Bauernhäusern ein malerisches Ensemble. Das Blumberger Gutshaus, zu dem der Schlosspark gehört, existiert nicht mehr. Es wurde in den letzten Kriegstagen zerstört. Nur noch ein Plateau am Rand der Grünfläche erinnert daran. Der Park erstreckt sich rund um einen See mit Insel. Um ihn führt ein Ringweg. Der Park bietet Begegnungen mit Baumriesen aus der Zeit um 1836, als Lenné den Gutspark gestaltete: große Rasenflächen und reiche Baumpflanzungen, die sich zu den Grenzen hin waldartig verdichten. Am nördlichen Parkrand steht ein Denkmal mit einem drachentötenden Reiter. Es erinnert an Otto von Arnim, der am 18. Februar 1813 in Blumberg von französischen Besatzungssoldaten (tatsächlich waren es Württemberger im Dienste der Franzosen) erschossen wurde. Er gilt als das „erste Todesopfer der Befreiungskriege“. Nicht weit entfernt vom Park macht der „Gärtnerinnenhof Blumberg“ auf sich aufmerksam. Seit 1992 betreiben Frauen eine Gärtnerei im ökologischen Landbau nach den Richtlinien des Gäa e. V. Angebaut werden Gemüse, Kräuter, Beerenobst und Kartoffeln ohne Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Der Poet von Werneuchen
Anfang des 19. Jahrhunderts lebte in Werneuchen ein reimender Pfarrer, dessen Gedichte so berühmt waren, dass selbst der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe auf ihn aufmerksam wurde – und ihn öffentlich verspottete. Heute ist Werneuchen stolz auf diesen Poeten. Grund genug, dort auszusteigen und das Grab von „Schmidt von Werneuchen“ und die Ausstellung im nahegelegenen Adlersaal zu besuchen. Der Weg führt vom Bahnhof über die Straße am Bahnhof bzw. die Alte Bahnhofstraße ins Zentrum, zum Marktplatz und zum parkähnlich angelegten Kirchplatz von St. Michael. Die Stadtpfarrkirche stammt allerdings aus dem Jahr 1874, da war Pfarrer Schmidt schon 35 Jahre tot. Ein Mausoleum und zwei Grabmale verraten, dass der Park einst der Kirchhof war. Das Mausoleum zeigt sich im klassizistischen Stil, weshalb es auch gern dem Baumeister Karl Friedrich Schinkel zugeschrieben wird. Einen Beleg dafür gibt es nicht. Es enthält die Gräber der hugenottischen Familie Petitjean, die am Ort eine der größten brandenburgischen Poststationen unterhielt. Bis zu 200 Pferde sollen hier stationiert gewesen sein. Gleich nebenan befindet sich das Grab des Pfarrers Friedrich Wilhelm August Schmidt. Während andere reimende Kollegen Kirchenlieder hervorbrachten, waren es bei ihm Idyllen, in denen er seine liebste Henriette und die Barnimer Landschaft in höchsten Tönen pries. Seine Gedichte wurden vom einfachen Volk geliebt, aber von vielen Großen der Zunft verhöhnt. So blieb der „Schmidt von Werneuchen“ der bekannteste Einwohner. Am Pfarrhaus gegenüber der Kirche erinnert eine Gedenktafel an ihn.

Der Pilgerweg nach Bernau 
Manch einer war „dann mal weg“ und meldete sich wieder vom Jakobsweg, dem berühmtesten Pilgerweg der Christenheit quer durch Nordspanien. Man kann aber auch am Rand von Berlin auf dem Jakobsweg pilgern. Zwischen Werneuchen und Bernau zum Beispiel. Entlang dieses Weges stehen viele Erlebnispunkte mit der berühmten Jakobsmuschel. Kirchen gibt es reichlich: die evangelische und die katholische Kirche in Werneuchen, die evangelischen Dorfkirchen von Seefeld, Löhme und Börnicke und schließlich die evangelische und die katholische Kirche in Bernau. Ein schöner Ausgangspunkt ist die Stadtpfarrkirche St. Michael in Werneuchen. Von dort aus geht es über den Marktplatz, die Köpenicker Straße entlang und über die B158 nach Löhme. Hier grüßt die Feldsteinkirche aus dem 16. Jahrhundert. Gegenüber lädt die Pilgerherberge & Pferdepension „San Lobell“ zur Ruhe ein. Eine Erfrischung bietet an Sommertagen die Liegewiese am Haussee. Ein kurzes Wegstück geht es entlang der Straße nach Börnicke. Die Pilgerroute nimmt ihren Verlauf über das Vorwerk Helenenau. Hier gibt es Angebote für den Urlaub auf dem Bauernhof. Dann geht es auf direktem Weg nach Börnicke. Hier zeigt sich noch einmal sehr deutlich, was es heißt, ein märkisches Dorf in der Nähe von Berlin zu sein. Da ist zunächst das über 700 Jahre alte Angerdorf mit einer spätromanischen Feldsteinkirche und einer alten Schule in einem schmucken Fachwerkbau daneben. Dann ist da der Gutshof mit Scheunen, Ställen und Brennerei natürlich. Schließlich besitzt Börnicke auch ein Gutshaus, das angesichts seiner Dimensionen gut und gerne Schloss genannt werden kann. Börnicke war ein Rittergut. Doch bereits im 19. Jahrhundert hatte hier nicht mehr der alteingesessene Landadel das Sagen, sondern der Geldadel aus Berlin. 1892 kaufte ein Neffe des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, ein bekannter Bankier, das Anwesen. 1909 wurde das Schloss dem Zeitgeschmack entsprechend umgebaut. Eine alte Scheune gegenüber dem Schloss ist als „Kulturspeicher“ hergerichtet. Hier schlägt das kulturelle Herz von Börnicke. Vielfältige Veranstaltungen locken Besucher selbst aus Berlin. Alljährlich wird das Storchenfest gefeiert. Der „Kulturspeicher“ dient außerdem als Pilgerstützpunkt. Am Dorfende führt ein teilweise parallel zur Börnicker Chaussee verlaufender Feldweg weiter nach Bernau. Das „Bernauer Fenster“ stimmt mit dem Blick auf die Türme der Stadt auf die Rückkehr ins quirlige Alltagsleben ein. Mit der S-Bahn geht es zurück nach Berlin.


 

Peter Joseph Lenné (1789 –1866)

Nur wenige Wochen nach dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde Lenné in Bonn geboren. Sein Vater war dort Hofgärtner. So waren ihm zwei Prägungen in die Wiege gelegt: die Gartenkunst und der Geist der Aufklärung. Er war es, der dem englischen Landschaftsgarten in Preußen zum Durchbruch verhalf und dem u.a. Berlin große Parks und Grünzüge zu verdanken hat. Mit der Potsdamer Kulturlandschaft steht sein Werk auf der UNESCO-Welterbeliste.


 

Pfarrer Schmidt (1764 –1838)

Goethe parodierte den Pfarrer aus Werneuchen, indem er reimte:
O wie freut es mich, mein Liebchen / Daß du so natürlich bist / unsre Mädchen, unsre Bübchen / Spielen künftig auf dem Mist ...“.
Anstatt sich über diese Parodie zu ärgern, fühlte sich Schmidt geehrt. Seine Kinder mussten viele der goetheschen Gedichte auswendig lernen. Im Nachlass Goethes fand sich allerdings folgende Bemerkung: „Schmidt von Werneuchen ist der wahre Charakter der Natürlichkeit.“


 

 


Schlosspark von Blumberg 

Führungen am Tag des offenen Denkmals: 
www.barnimer-feldmarktouren.de 


Gärtnerinnenhof Blumberg 

Krummenseer Str. 5a, 16356 Ahrensfelde
Tel. 033394 70287 
www.gaertnerinnenhof-blumberg.de 


Pilgerherberge & Pferdepension„San Lobell“ 

am Jakobsweg im Barnim 
Löhmer Dorfstr. 10, 16356 Werneuchen OT Löhme 
Tel. 033398 68262
www.san-lobell.de 


Tourist-Information Stadt Werneuchen 

Am Markt 5, 16356 Werneuchen 
Tel. 033398 81610
www.werneuchen.de   
Mo – Fr 9 – 12 Uhr, Di 13 – 18.30 Uhr, Mi 13 – 16 Uhr

 


Stündlich mit der RB25 ab Berlin Ostkreuz oder Berlin-Lichtenberg bis Blumberg oder Werneuchen

 

Der Ausflugstipp auf dieser Seite stammt aus unserer Broschüre "Schöne Aussichten".

Diese und weitere Broschüren und Tipps finden Sie auf unserer Ausflugsseite.

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Bewegte Geschichte. Wie das kleine Blumberg zu seinem eigenen Lenné-Park kam. 

(c) NEB/K. Tenkoul

Refugium für Wasservögel. Einmal rund um den Seefelder Haussee. 


Bilder auf dieser Seite:  terrapress/Jana Zahn | Susanne Hornauer/Pixabay |  Lutz Weigelt/Regionalpark Barnimer Feldmark e.V.