VON WERNEUCHEN NACH STRAUSBERG

Diese Tour ist etwas für Langstreckler, denen es nichts ausmacht, rund 18 Kilometer unter die Füße zu nehmen. Belohnt werden sie mit tollen Sichten und der Fahrt in einem einzigartigen Schiff über den Straussee.

Die Wanderung startet am Bahnhof Werneuchen (RB25) und folgt ein gutes Stück dem ausgeschilderten Jakobsweg. Gleich hinter der Stadtpfarrkirche St. Michael liegt ein kleiner Park mit dem Grab des berühmtesten Einwohners der Stadt: Friedrich Wilhelm August Schmidt (1764 – 1838), genannt „Schmidt von Werneuchen“. Ganze 43 Jahre lang wirkte er im Ort als evangelischer Prediger – und als Dichter. Das Volk liebte seine romantischen Verse. Wenige Schritte sind es zum Rathaus von 1924 mit seiner markanten Backsteinfassade.

Schnurgerade führt die Wesendahler Straße entlang von Obstplantagen in den gleichnamigen Ort, den viele Berliner vor allem wegen seiner leckeren Früchte lieben. Das Obstgut Franz Müller bietet im Hofladen je nach Saison Erdbeeren, Kirschen, Äpfel, Birnen und Pflaumen an. Wer mag, kann seine Vitamine auch selbst ernten – naschen inklusive.

Naturlehrpfad und Irrgarten
Auf der Dorfstraße geht es zum Wesendahler Anger mit imposanter Dorfkirche und weiter zur Mühlenstraße, die den Weg Richtung Wesendahler Mühle weist. Auf den Koppeln stehen weiße Camargue-Pferde des anliegenden Pferdehofes. Wer die schönen Tiere ein Weilchen beobachten möchte, nimmt einfach am Pavillon des Bistros „Zur Pferdeschenke“ Platz. In einem Waldstück lädt der kleine Naturlehrpfad „Wünscheldahl“ mit seinen skurrilen Holzskulpturen zum Erkunden ein. Bevor wir hinunter in den Gamengrund zur Mühle laufen, verleitet ein kleiner Irrgarten ein paar Meter Richtung Tierheim zum Suchen und Finden zwischen den Hainbuchenhecken. Die Wesendahler Mühle, schon im 16. Jahrhundert erwähnt, war später Gaststätte. Der beliebte Ausflugsort ist schon lange geschlossen und entwickelt sich zum „Lost Place“.

Unterwegs auf dem 66-Seen-Wanderweg
Weiter laufen wir auf dem ausgeschilderten 66-Seen-Wanderweg am Ostufer des Fängersees entlang. Der mit Schilf bewachsene See ist ein schönes Angelrevier, auch Badenixen finden hier einen kleinen Strand. An der Südspitze des Sees liegt Spitzmühle, der Name geht auf eine Mühle von 1367 zurück. Heute erholen sich an diesem Wohnplatz Stadtmüde in ihren Gärten und Bungalows. Hier führen Spitzenmühlenweg und Turmgestell zum Straussee mit dem Fähranleger. Wer flotte Füße hat, kann auf dem 66-Seen-Wanderweg noch am Ufer des nun folgenden Bötzsees weiterlaufen. Vor dem Bungalowdorf Postbruch zweigt der Seen-Wanderweg ab. Wir verlassen ihn dann am Spitzmühlenweg und wandern auf dem Fischersteig geradeaus weiter zur Fähre. Es geht durch ein großes Waldgebiet – tief durchatmen und die Ruhe genießen.

Einzigartige Seilfähre
Bereits seit 1894 befördert die Straussee-Fähre Passagiere quer über den See von der Stadt- zur Waldseite. Diese Fähre ist einzigartig in Europa! Denn seit 1915 wird der Elektromotor durch eine 360 Meter lange Oberleitung über den See mit Fahrstrom versorgt. Weil Kupferseile rissen und Stahlseile zu wenig Strom lieferten, wurde für das Fährschiff ein spezielles Seil aus Kupfer- und Stahldrähten entwickelt. Die Überfahrt mit der Seilfähre dauert nur sieben Minuten – viel zu kurz, um das technische Denkmal und die Silhouette der Strausberger Altstadt richtig genießen zu können. Hungrige finden rund um die August-Bebel-Straße gute Gelegenheiten, sich zu stärken. Auch die Touristinformation ist hier zu finden und ein Stück weiter in einem Gebäude von 1861 das Stadtmuseum. Sein Highlight sind … Knöpfe. Ab 1901 stellte Oswald Münch in seiner Strausberger Knopffabrik wahre Kunstwerke aus Perlmutt, Horn und Kunststoff her. Selbst der Zarenhof schmückte sich damit.

Nach dem Exkurs in die Geschichte geht es nun zum Bahnhof Strausberg und zur Regionalbahn RB26 – und zwar ganz bequem von der Haltestelle Strausberg Elisabethstraße mit der Tram-Linie 89, die wochentags alle 20 und am Wochenende alle 40 Minuten verkehrt. Übrigens haben die Straußen-Skulpturen in der Stadt gar nichts mit Strausberg zu tun. Der Name stammt vom Slawischen „Struz“ und das heißt „Schote“. So beschrieben die ersten Siedler die Form des Straussees und nannten ihren Ort am Wasser „Struzbergh“. Die Riesenvögel sind ein Gag.


Obstgut Franz Müller

Dorfstraße 1, 15345 Altlandsberg OT Wesendahl
Tel. 03341 215856
www.obstgut-franz-mueller.de


Touristinformation Strausberg

August-Bebel-Straße 1, 15344 Strausberg
Tel. 03341 311066
www.stadt-strausberg.de


Stadtmuseum Strausberg

August-Bebel-Straße 33
15344 Strausberg
Tel. 03341 23655
www.stadt-strausberg.de
Di und Do 10 –12, 13 –17 Uhr
Mi 13 –17 Uhr


StrausseeFähre und Tram 89

www.strausbergereisenbahn.de


Stündlich mit der RB25 ab Berlin Ostkreuz oder Berlin-Lichtenberg bis Werneuchen, oder mit der RB26 bis Strausberg

 

Der Ausflugstipp auf dieser Seite stammt aus unserer Broschüre "TraumhaftSchöne Aussichten".

Diese und weitere Broschüren und Tipps finden Sie auf unserer Ausflugsseite.

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Bilder auf dieser Seite:  terrapress | Karola Richardt/Regionalpark Barnimer Feldmark e.V. | Susanne Hornauer/Pixabay | Lutz Weigelt/Regionalpark Barnimer Feldmark e.V.