RB36

Eine ungewöhnliche Bahnlinie

Seit mehr als 120 Jahren gibt es auf der heutigen RB36 durchgehend Personennahverkehr. Anders als bei vielen anderen Bahnlinien wurde kein Teil ihrer Strecke stillgelegt.

1888

Im Mai wird die Bahnstrecke Grunow <> Beeskow eröffnet. Die 8,5 km lange Nebenbahn beginnt an der Bahnstrecke Cottbus <> Frankfurt (Oder) und bindet mit Schneeberg und Oegeln zwei Rittergüter mit hohem Güteraufkommen an.

1898

Die 50 km lange Eisenbahnstrecke Königs Wusterhausen <> Beeskow wird eröffnet und bindet nun die bestehende Strecke ab Grunow nach Storkow bis Königs Wusterhausen durch. Diese Streckenführung hat bis heute Bestand. Das markanteste Bauwerk der Strecke befindet sich am Streckenkilometer 21,8: das Lindenberger Viadukt. Auf einer Länge von 95 Metern überspannt es die rund 100 m breite und 25 m tiefe Glienicker Schlucht.

Das alte Bahnhofsgebäude in Frankfurt (Oder), 1904.

bis in die 1930er Jahre

… nimmt der Ausflugsverkehr so stark zu, dass die Deutsche Reichsbahn durchgehende Fahrten vom Görlitzer Bahnhof in Berlin-Kreuzberg bis nach Beeskow und zum Bahnhof Scharmützelsee (heute Wendisch Rietz) zum Vororttarif anbietet.

Ein Personenzug mit preußischer Dampflok T12 im Bahnhof Scharmützelsee (heute Wendisch Rietz), 1933.

1945-1946

Noch in den letzten Kriegstagen werden Bahnhofsanlagen, Brücken und das Viadukt gesprengt. Der Bahnverkehr wird im Sommer 1946 abschnittsweise wieder aufgenommen; das Viadukt bleibt jedoch für weitere drei Jahre unpassierbar – die Fahrgäste müssen die Glienicker Schlucht zu Fuß durchqueren.

Das Viadukt bei Lindenberg ist das einzige seiner Art in Brandenburg. 2014 wurde es saniert.

bis 1989

Wie in der Vorkriegszeit spielt auch in der DDR der Güterverkehr eine wichtige Rolle. Ein Betonwerk sowie Möbel- und Getränkekombinate entstehen, dazu kommen militärische Einrichtungen in Niederlehme, Kablow und Storkow. Viel genutzt von Pendlern und Ausflüglern, dient die Verbindung von Königs Wusterhausen über Beeskow als Alternative zur Direktverbindung Berlin <> Frankfurt (Oder).

nach 1990

Die Abwicklung der Betriebe, Tariferhöhungen, verstärkter privater Pkw-Besitz und die Kürzung der Zuwendungen für den Regionalverkehr führen zu einem Rückgang des Fahrgastaufkommens. Das Verkehrsangebot wird reduziert; zeitweise ist die Strecke von Stilllegung bedroht.

ab 2004

Ab Dezember 2004 bedient die Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG) die Regionalbahnlinie RB36. Die Züge verkehren nun im Stundentakt und werden bis Berlin-Lichtenberg bzw. Frankfurt (Oder) durchgebunden. Güterverkehr findet nur noch in geringem Umfang statt.

2014

Mit dem Fahrplanwechsel übernimmt die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) den Personenverkehr auf der Strecke.

Ein Regio-Shuttle der NEB auf der RB36 bei Glienicke im Jahr 2015.

2016-2020

Die alten Stellwerke in Storkow und Wendisch Rietz werden stillgelegt und die alten Formhauptsignale, Weichen und das Nebengleis in Wendisch Rietz abgebaut. Lindenberg (Mark) wird als Kreuzungsbahnhof in Betrieb genommen. Seit 2020 ist die komplette Linie ans elektronische Stellwerk angeschlossen.

Ab 2004 werden die Bahnhofs- und Gleisanlagen auf der RB36 umfangreich modernisiert und für eine höhere Geschwindigkeit ertüchtigt, wie hier in Zernsdorf, 2018.

bis Ende 2024

… soll die Fahrzeit zwischen Beeskow und Frankfurt (Oder) auf unter 30 Minuten reduziert werden. Hierzu sind eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 120 km/h und Hauptbahnstandards erforderlich.


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NEB / K. Tenkoul | NEB / Ch. Bedeschinski | Sammlung R. Vogel | Dorfverein Glienicke e. V.