Entdecken-Schmökern Malerischer Poetensteig mit viel Wald, Wasser und Wissen

Rheinsbergs Schloss und Park sind berühmt – doch wer kennt den geheimnisvollen Boberower Forst?

Das bekannte Schloss des preußischen Kronprinzen Friedrich und später seines Bruders Prinz Heinrich lassen wir bei dieser Tour einfach mal „links liegen“, denn es geht hinein in den Boberower Forst und auf den Poetensteig. Dieser Uferweg am Grienericksee erhielt vielleicht seinen Namen, weil er der schönste Weg zwischen Wasser und Wald in Rheinsberg ist und einst Theodor Fontane und Kurt Tucholsky mit „poetischen“ Blicken auf den See und das Schloss verzauberte. Es ist eine leichte winterliche Wanderung von rund zehn Kilometern Länge, die allerdings manch kleine Steigung bereithält. Sonst wäre es ja nicht der Poetensteig!

Zunächst führt der Weg immer am Seeufer entlang durch den Schlosspark. Als Barockgarten angelegt, wurde er in späteren Jahren zu einem Landschaftspark erweitert, der schließlich in einen mit Wegen durchzogenen Wald, den Boberower Forst, übergeht. Der Poetensteig beginnt unterhalb des Obelisken. Er steht gegenüber dem Schloss und bietet die malerischste Aussicht über den Grienericksee hinweg auf das herrschaftliche Ensemble. Als Prinz Heinrich den Obelisken 1791 aufstellen ließ, war das ein großes Volksfest, für den Prinzen jedoch ein trauriger Akt. Die Säule drückt die Bitternis gegenüber seinem Bruder Friedrich II. aus. Gewidmet ist sie den „vergessenen Helden“ des Siebenjährigen Krieges. Denn Heinrich wollte nicht nur seinen Bruder Friedrich Wilhelm vor dem Vergessen bewahren. Dieser war 1744 als Thronfolger des kinderlosen Friedrich II. bestimmt worden. Doch nach taktischen Fehlern als General im Siebenjährigen Krieg unehrenhaft aus der Armee verstoßen, verstarb er mit nur 36 Jahren kurz darauf auf Schloss Oranienburg. Die Ehrung galt auch weiteren hohen Offizieren, die u.a. durch Fehlentscheidungen Friedrichs den Tod fanden. Nicht genannt wird der König und oberste Heerführer selbst.

Der Poetensteig folgt nun immer der Uferlinie des Grienericksees. Auf einer Anhöhe steht die Ruine der 1766 erbauten Schloss-Meierei. Dort beginnt auch die Meierei-Allee, die zu den „Boberower Kabeln“ gehört. So bezeichnete man einst die Bürgeräcker, die alle paar Jahre „ausgeknobelt“, also neu vergeben wurden. Das Alleensystem mit Sichtachsen zum Schloss stellt die Verbindung zum Boberower Forst her. Auch dieser alte, natürliche Buchenwald ist durch Alleen gegliedert. Vorbei am Forsthaus Boberow, heute ein Urlaubsdomizil, geht es nun zur Nordspitze des Waldes, der an den Rheinsberger See grenzt. Hier führt der Uferweg zum winterstillen Campingplatz Warenthin und weiter in die Siedlung hinein. Wie wäre es jetzt mit einer Stärkung bei schönstem Seeblick? Im Winter wird im urigen Gast- und Logierhaus „Am Rheinsberger See“ an den Wochenenden aufgetischt.

Mit neuer Wanderslust geht es nun auf der Warenthiner Allee, die im Winter kaum befahren ist, zurück Richtung Rheinsberg. Am Wegesrand liegt das Arboretum, ein Baumgarten, der 1998/99 auf Initiative des damaligen Revierförsters angelegt wurde. Hier wachsen einheimische und seit dem 18. Jahrhundert heimisch gewordene Gehölze. Auch viele „Bäume des Jahres“ sind zu finden. In diesem Jahr ist es übrigens die Echte Mehlbeere, ein we - nig bekannter Laubbaum, dessen rötliche Früchte die Waldvögel lieben. Der Picknickplatz im Arboretum bietet den schönsten Blick auf einen kleinen stillen Waldsee – den Böbereckensee, der von kleinen Steilufern und Buchenmischwald umgeben ist.

Über eine Holzbrücke führt der Poetensteig jetzt am östlichen Ufer des Böbereckensees entlang. Wer aufmerksam schaut, entdeckt Spuren des Bibers. Am Ende des Sees schlängelt sich der Weg durch Laubwald, vorbei am Freund schaftstempel und der MalesherbesSäule. Sie gehören zu Parkarchitekturen, die Prinz Heinrich errichten ließ. Der Säulenstumpf mit dem flammenden Herzen und dem Beil der Französischen Revolution gemahnt an den französischen Minister Malesherbes, ein Freund des Prinzen. Der Franzose wurde 1794 hingerichtet, weil er seinen König Ludwig XVI. in Worten verteidigte. Ein Stück weiter endet der Wald, hier schließt sich der Kreis und der Schlosspark nimmt die Wandernden wieder auf. Bevor es nun mit dem Zug zurückgeht, ist sicher noch Zeit für einen Bummel durch die Schloßstraße und für einen heißen Kaffee zum Kuchen. Das Café Claire, Ruppiner Feingebäck am Kirchplatz und weitere gastliche Häuser freuen sich auf alle Rheinsberg-Entdecker!

Tipp:
Der legendäre Wartturm

Haben die Bäume ihr Blätterkleid abgestreift, bietet der 19 Meter hohe Wartturm auf einem bewaldeten Hügel an der Schwanower Straße interessante Sichten. Es heißt, Kronprinz Friedrich nutzte den Turm, um vor dem Besuch seines gestrengen Vaters gewarnt zu werden. Denn der „Soldatenkönig“ sah Friedrich lieber exerzieren als musizieren. Lichtsignale zum Schloss meldeten die nahende Kutsche. Doch das ist eine Legende, denn der achteckige Turm wurde erst um 1800 gebaut. Hinein in den Aussichtsturm geht’s mittels Türcode, den das Team der Touristinfo telefonisch verrät