RB27 Veranstaltungen Brassens-Festival

Beim 20. Chanson-Festival zu Ehren von Georges Brassens (1921 –1981) weht wieder französisches Flair durch die Straßen von Basdorf und Umgebung...

Als Zwangsarbeiter in den Brandenburgischen Motorenwerken verbrachte Georges Brassens 1943 bis 1944 die wohl schwersten Monate seines Lebens. Es entstanden im Lager die ersten 30 Chansons von mehr als 300, mit denen sich der bescheidene Franzose selbst ein Denkmal setzte. Bis heute wird Brassens in seiner Heimat Frankreich wie ein Nationalheiliger verehrt –Basdorf erinnert mit einem jährlichen Chanson-Festival an sein Werk. 

Schon 2004 gründete das Ehepaar Marion Schuster und Jürgen Günther zusammen mit anderen Unterstützenden den Brassens in Basdorf e. V. Noch im selben Jahr fand das erste Festival zu Ehren des Chansonniers statt – an verschiedenen Orten im Landkreis Barnim und Berlin. Längst ist das größte Brassens-Festival außerhalb Frankreichs zu einer festen Institution geworden, die internationale Musikerinnen und Musiker mit Kunstschaffenden aus der Region zusammenbringt. Gemeinsam spielen sie jene Lieder zwischen zarten Gefühlen und gesellschaftskritischen, spöttisch- scharfen Texten, die Georges Brassens vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren so bekannt gemacht haben. Gleichsam prägen sie den familiären Geist des Festivals, das entsprechend der Persönlichkeit und Weltanschauung seines Namensgebers auch das Ziel hat, ein Festival der Toleranz und Freundschaft zwischen Menschen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen zu sein.

„Freundschaft erwartet keine Gegenleistung – nur ein bisschen Pflege”, wird Brassens gerne zitiert. Freundschaften kamen bei ihm immer zuerst. Einer seiner Basdorfer Weggefährten war René Iskin. Den widrigen Umständen zum Trotz lernten sich die beiden im tristen Alltag des Arbeitslagers kennen. Um zu dichten, stand Brassens während seiner Zeit in Basdorf eine Stunde früher auf als seine Zimmergenossen. Am Flügel im einstigen Lagercasino, das den damaligen Zwangsarbeitern als Treffpunkt diente, komponierte der Poet unter anderem das seinen Eltern gewidmete „Maman, Papa”, René Iskin sang.

Inzwischen steht das historische Instrument im 2022 wiedereröffneten Zug Café im Bahnhof Wandlitzsee und kann dort besichtigt werden. Im Rahmen des Jubiläumsfestivals wird dem Flügel mit Stücken von Georges Brassens, populären Liedern und Chansons sowie eigenen Kompositionen neues Leben eingehaucht. Dafür stehen unter anderem das Duo Jerusafrin mit Walid Habash (Syrien) und Ittai Rosenbaum (Israel), Hans & Gina aus Berlin und der als „singender Bürgermeister” bekannte Basdorfer Ortsvorsteher Peter Liebehenschel auf der Bühne. Insgesamt sind 33 Musikschaffende aus zehn Ländern bei 17 Veranstaltungen zu Gast.

Wer den Spuren der Musiklegende folgen, einen Hauch Frankreich in der Region erleben möchte und die Begegnung sucht, sollte das Brassens-Festival nicht verpassen. „Es gibt keine Distanz zwischen Publikum und Spielenden. Bekanntschaften können geknüpft werden”, sagt Koordinator Jürgen Günther. „Das Festival hat einen völkerverbindenden Anspruch.” 
Zudem sind alle Veranstaltungen in der Gemeinde Wandlitz (Basdorf, Schönwalde, Wandlitz) sowie in Zühlsdorf kostenfrei. Um eine Spende wird gebeten. So können sich auch Leute mit kleinem Geldbeutel große Kunst leisten. „Wir bezeichnen das als soziale Kulturarbeit”, so Günther.

9.  –18. 6. | 20. Chanson-Festival Brassens Basdorf,
vollständiges Programm unter
www.festival-brassens.info

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Weitere Veranstaltungstipps finden Sie außerdem im NEB-Express, dem Fahrgastmagazin der Niederbarnimer Eisenbahn. 

 

Foto auf dieser Seite von: Jürgen Günther und Marion Schuster